Programm Sonntag, 2.11.2025

Der letzte Tag des Jazzfest Berlin beginnt mit einem Nachmittagskonzert in der beeindruckenden Architektur der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche. Den Auftakt bestreitet die französische Saxofonistin Sakina Abdou mit einem Soloauftritt, der sich musikalisch zwischen Lee Konitz und Evan Parker bewegt. Stammgäste des Festivals erinnern sich sicherlich an ihre aufregenden Soli beim Konzert des Red Desert Orchestra um Eve Risser im Jahr 2023, doch ist ihre künstlerische Praxis noch weitaus vielseitiger.

Abdous Auftritt folgt eine Performance des einzigartigen Trios The Handover, das mit zwei sehr unterschiedlichen ägyptischen Musiktraditionen experimentiert. Das signature piece der Gruppe wurde vom Oudisten Aly Eissa komponiert und verschmilzt klassische arabische Musik mit Shaabi alter Schule – ein populärer Stil, der nach wie vor die Soundscapes ägyptischer Städte prägt. Violinist Ayman Asfour und der mikrotonale Pianist Jonas Cambien liefern ganz ohne Schlagzeugbegleitung eine mitreißende Performance mit feierlichen wie auch explosiven Momenten.
Das Programm auf der Großen Bühne des Festspielhauses beginnt mit dem Deutschland-Debüt von Dafnie EXTENDED. Das Kernquintett der Post-Bop-Gruppe Dafnie um die dänische Saxofonistin Amalie Dahl verwandelt sich – ergänzt durch Jazzgrößen wie Lisa Ullén, Ingebrigt Håker Flaten und Paal Nilssen-Love – in ein skandinavisches Kraftpaket. Im Anschluss folgt einer der seltenen Berliner Soloauftritte des britischen Pianisten Pat Thomas. Der Ausnahmekünstler hat zuletzt durch seine Arbeit mit dem Quartett أحمد [Ahmed] wohlverdiente Aufmerksamkeit erlangt. Aber auch ohne Unterstützung auf der Bühne wirbelt Thomas ordentlich Staub auf. Leidenschaftlich und mit ungezügelter perkussiver Angriffslust durchquert er im Geiste von Duke Ellington und Thelonious Monk die Jazzgeschichte und lässt keinen Zweifel daran, dass ein Klavier letztlich nicht mehr als eine Trommel mit 88 Tasten ist. Der überragende schwedische Saxofonist Mats Gustafsson beschließt das Programm im Festspielhaus mit der Weltpremiere seiner neuen Komposition „Words“ und einer brandneuen Besetzung seines Fire! Orchestra, das neben bekannten Gesichtern des Festivals wie der Saxofonistin Anna Högberg, Turntablistin Mariam Rezaei, Vokalkünstlerin Sofia Jernberg und Altsaxofonistin Mette Rasmussen auch neue Mitglieder wie die Cellistin Emily Wittbrodt, den Pianisten Kit Downes und die Schlagzeugerin und Sängerin Mariá Portugal umfasst.
Früher am Abend finden im A-Trane die Pianistin Angelica Sanchez, der Bassist Barry Guy und der spanische Schlagzeuger Ramón López zu ihrer erst zweiten Performance überhaupt zueinander. Die Gruppe debütierte vor zwei Jahren in Frankreich und fiebert seitdem einem erneuten Zusammentreffen entgegen. Warum, das sollte der unter dem Titel „Live at Jazzdor“ veröffentlichte Mitschnitt ihres Debütkonzerts hinlänglich erklären. Mit seinem Auftritt im Quasimodo beschließt der legendäre Tenorsaxofonist James Brandon Lewis das diesjährige Jazzfest Berlin. Anfang des Jahres veröffentlichte sein exzellentes Quartett mit Schlagzeuger Chad Taylor, Bassist Brad Jones und Pianist Aruán Ortiz das bewegende Album „Abstraction is Deliverance“.

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