Szenische Lesung | Stückemarkt

Ewig gärt

von Ekat Cordes

Ekat Cordes

Ekat Cordes © privat

Alles beginnt auf der Kirmes. Während Gerd durch die Geisterbahn namens „Omen“ rast, lässt sich seine Frau Ruth die Zukunft vorhersagen. Heimlich, denn Gerd hat kein Verständnis für solche Investitionen. Nun sitzt sie vor der Kristallkugel und muss sich anhören, dass es schlecht stehe um sie und ihre Familie. Ruth ist überrascht. Hat sie doch ihre Lieben fest im Griff, mindestens so wie das Lebkuchenherz, das sie mit Nachdruck an ihren Oberkörper presst. Doch hier irrt die zweifache Mutter und Hundebesitzerin – vielleicht, weil sie sich irren möchte. Denn in den Herzen und Hirnen der vier Familienmitglieder braut sich Unheilvolles zusammen. Noch brodelt die auf zwei Generationen verteilte Familien-Ursuppe still vor sich hin, doch es dauert nur Momente, bis die molekulare Mischung überkocht.

Von außen betrachtet mutet die Welt in „Ewig gärt“ fast ein wenig nostalgisch an: mit Jahrmarkt, Geisterbahn, Grillwürstchenparty in der Einfamilienhaus-Idylle. Doch dieser Schein trügt, denn die Figuren, die hier aufeinanderprallen, tragen die Krankheitssymptome einer von Unachtsamkeit, Eigenliebe und Gewalt durchtränkten Gegenwart tief in ihren Körpern. Es sind gedemütigte und hilflose Wesen, deren Liebessehnsüchte längst überwuchert sind von falschen Hoffnungen und aggressiven Auslöschungsfantasien: „Des einen Tod ist des anderen Brot.“ Es ist eine groteske Achterbahnfahrt, deren Höhen und Tiefen Cordes in seiner Splatter-Komödie auslotet. Das Blut spritzt und die Kettensäge wummert. Doch all dies ist wirkungslos. Denn ewig gärt die Frage, in welchen Abstellkammern der Seele das wahre Familienglück seinen viel zu langen Winterschlaf hält.
Malte Ubenauf

Ekat Cordes, 1982 in Aurich geboren, studierte Germanistik und Soziologie in Oldenburg. Seit der Spielzeit 2006/2007 arbeitet er als Regieassistent am Oldenburgischen Staatstheater, ist dort aber auch als Regisseur und in den Bereichen Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Inspizienz sowie als Kleindarsteller tätig und bei diversen Produktionen für das Musikkonzept verantwortlich. Als Regieassistent arbeitete er unter anderem mit K.D. Schmidt, Jasper Brandis, Sascha Bunge und Albrecht Hirche zusammen.

Besetzung

Szenische Einrichtung Philipp Gloger
Dramaturgie Andrea Vilter
Ausstattung Manuela Pirozzi

Es lesen Thomas Bading, Gisa Flake, Olivia Gräser, Steffi Kühnert, Paul Schröder und Max Simonischek