Szenische Lesung | Stückemarkt
„Alles Gold was glänzt“
von Mario Salazar (*1980, Berlin)
Mario Salazar © H.U. Bauer
Auf den Straßen tobt ein Anarchistenaufstand, doch unbeeindruckt davon setzt Familie Neumann ihr Leben ganz nach den individuellen Bedürfnissen ihrer Mitglieder fort: Mutter Iris fiebert jeden Tag ihrer Lieblings-TV-Show „Alles Gold was glänzt“ entgegen. Tochter Marianne hat sich in einen politischen Flüchtling aus Afghanistan verliebt, der mit ihr in seine Heimat zurückkehren möchte. Sohn Robin ist ein begeisterter Star-Wars-Fan und trifft eines Tages Luke Skywalker, um mit ihm nach Amerika aufzubrechen. Opa Erich erschießt sich, und Vater Walter entscheidet, aufgrund seiner andauernden Arbeitslosigkeit sein Glück als Kandidat bei „Alles Gold was glänzt“ zu versuchen. Als er verliert, löst die Familie sich auf. Vater Walter holt seine Mutter aus dem Pflegeheim und nimmt sie mit ins Arbeitslager, in eine ungewisse Zukunft.
„Alles Gold was glänzt“ erzählt anhand einer grotesken Familiengeschichte von einer zerfallenden Welt. Mit eigenartig verbissener Heiterkeit versuchen die Neumanns, die alten Gewohnheiten und Zeiten zu bewahren und ein geordnetes Familienleben zu führen, obwohl die Verlockungen des Fernsehens sie beständig in eine andere Wirklichkeit ziehen und eine Katastrophe in die nächste führt. Dass das Draußen bedrohlich und unsicher geworden ist, haben sie schon lange verinnerlicht und tragen es mit trockenem Witz und lässiger Fassung: „Da müssen wir aber bald die Feuerwehr rufen bei den ganzen Brennpunkten.“
Martin Heckmanns
Mario Salazar, 1980 in Berlin geboren, arbeitete nach dem Abitur in einem sozialen Projekt mit Heimkindern in Spanien und Frankreich und leistete seinen Zivildienst in einer psychiatrischen Klinik in Berlin. Es folgte ein Magisterstudium der Politikwissenschaft, Lateinamerikanistik und Nordamerikastudien an der Freien Universität Berlin und an der Universidad de Chile in Santiago. Seit Oktober 2009 studiert er am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Er absolvierte Regiehospitanzen und -assistenzen am Maxim Gorki Theater Berlin bei Armin Petras und Milan Peschel und war zu den Werkstatttagen 2010 am Wiener Burgtheater eingeladen. Zurzeit arbeitet er an den Dramen „Am Leben werden wir nicht scheitern“ und „Annalea“ sowie an dem Briefroman „hans“. Mario Salazar lebt in Berlin.
Szenische Einrichtung Florian Fiedler
Dramaturgie Bert Zander
Ausstattung Kathrin Frosch
Es lesen Margit Bendokat, Christian Grashof, Horst Kotterba, Ole Lagerpusch, Andreas Leupold, Anja Schneider und Aljoscha Stadelmann