Theater | 10er Auswahl
von Dennis Kelly
Aus dem Englischen von John Birke
Thalia Theater, Hamburg
Premiere 21. März 2009
Liebe und Geld. Sandra Flubacher, Victoria Trauttmansdorff, Daniel Hoevels, Susanne Wolff, Stephan Schad, Hartmut Schories © Arno Declair
Von den individuellen psychischen Deformationen, die das ökonomische Rattenrennen so mit sich bringt, handelt das Stück, das zwar schon ein paar Jahre alt, aber trotzdem ein Stück zur aktuellen Krise ist. Erzählt wird in Zeitsprüngen, quasi rückwärts, die Geschichte einer Liebe, die mit einer Art Mord endet: Aus blanker Geldgeilheit sieht der männliche Protagonist David seiner Gattin Jess beim Sterben an einer Überdosis Schlaftabletten zu und hilft mit Schnaps noch ein bisschen nach. Die holzschnitthaften Szenen über Raffgier, sexuelle Prostitution und grobe menschliche Rücksichtslosigkeit gewinnen durch die innig ineinander verkeilten Darsteller Susanne Wolff und Daniel Hoevels eine irritierende Zwangsläufigkeit. Ort der Handlung ist ein kleinbürgerlicher Käfig, der ein bisschen wie ein High-Tech-Klettergerüst aussieht; das Eigenheim des Paares. Alle Menschen drumherum, die Eltern des Mädchens, der Chef des Mannes, benehmen sich wie schwer gestörte Zombies. Kimmig zeigt die perversen Ausfälle dieser seltsamen Gesellschaft so beiläufig und gerissen unspektakulär, als sei’s der Normalfall, anderer Leute Gräber zu schänden oder sich anderer Leute Kaugummis in den Mund zu stecken. Ein Krisentheaterabend zum Fürchten.
Regie – Stephan Kimmig
Bühne – Katja Haß, Oliver Helf
Kostüme – Anja Rabes
Musik – Michael Verhovec
Licht – Matthias Vogel
Dramaturgie – John von Düffel
Daniel Hoevels – David
Susanne Wolff – Jess, seine Frau
Victoria Trauttmansdorff – Debbie / Val, seine Ex
Sandra Flubacher – Mutter von Jess
Stephan Schad – Vater von Jess
Hartmut Schories – Duncan, ein Bekannter