Theater | 10er Auswahl
von Ewald Palmetshofer
Burgtheater, Wien
Uraufführung 14. Dezember 2014
die unverheiratete. Christiane von Poelnitz, Stefanie Reinsperger, Sabine Haupt, Petra Morzé, Elisabeth Orth, Alexandra Henkel, Sylvie Rohrer © Georg Soulek
Drei Frauen, drei Generationen, eine unbewältigte Vergangenheit, in der es nach Verrat und Kadavergehorsam stinkt: „die unverheiratete“ verknüpft den April 1945 mit der Gegenwart. Eine Frau hat einst einen Soldaten bei der Nazi-Justiz verpfiffen, als der halböffentlich vom Desertieren träumte. Das war sein Tod. Jetzt ist die Frau alt, hat eine entfremdete Tochter und eine ihr sympathischere Enkelin, die gleichwohl in der Vergangenheit wühlt. Vier Chor-Schwestern etablieren Palmetshofers verdrehten Erzählduktus. Diese herausfordernd altertümelnde Kunstsprache erfüllt eine Aufgabe konsequent: Sie schützt das Stück davor, lapidar zerplaudert zu werden. Alle drei Darstellerinnen laborieren in der Regie von Robert Borgmann sehr sehenswert am bleiernen Schweigen, das viele Familienleben prägt. Christiane von Poelnitz (Die Mittlere) erwartet nichts als Unverständnis vom Leben. Die Junge (Stefanie Reinsperger) schwebt mit ihrem Akkordeon zwischen den Zeiten, ist bald sie selbst und bald der Schatten ihrer Großmutter. Und Elisabeth Orth (Die Alte) trägt absolut gekonnt die Trotzschnute einer Frau spazieren, die damals ja nur dem Gesetz gefolgt ist und überhaupt nie an nichts Böses nicht denken könnte.
Regie und Bühne Robert Borgmann
Kostüme Janina Brinkmann
Musik webermichelson
Licht Peter Bandl
Dramaturgie Klaus Missbach
die Junge Stefanie Reinsperger
die Mittlere Christiane von Poelnitz
die Alte Elisabeth Orth
4 Schwestern (die Hundsmäuligen)
Sabine Haupt
Alexandra Henkel
Sylvie Rohrer
Petra Morzé