Theater | 10er Auswahl
von Henrik Ibsen
Deutsch von Hinrich Schmidt-Henkel
Deutsches Schauspielhaus, Hamburg
Premiere 21. September 2014
John Gabriel Borkman. Julia Wieninger, Lina Beckmann; unten: Jan-Peter Kampwirth © Klaus Lefebvre
Das Oben und Unten, das Ibsen als strikte Trennung der Wohnverhältnisse bei Borkmans vorschreibt, schmilzt bei Karin Henkel und Bühnenbildnerin Katrin Nottrodt zu einem düsteren, bedrückenden Beton-Unort zusammen, in dem die Menschen sich wie zur Strafe begegnen und zwangsläufig aufeinander hocken. Es gibt kein Entkommen über Lügen- oder Verstellungsfluchtwege aus diesem Bunker, diesem Seelen-Gefängnis mehr, in dem die Kämpfe um Macht und Menschen bis zur Erschöpfung ausgefochten werden. Henkel zeigt bis ins Groteske gesteigert den Niedergang der einstmals guten Sitten: Das sind gespenstische Beschwörer ihrer aufgestauten Bosheiten, die da geschunden und gedemütigt längst nur noch demütigend und schindend agieren, maskierte Untote, die ihren Frieden nicht finden können und deshalb niemanden in Frieden lassen. Die feindlichen Schwestern zerren an den Gefühlen ihrer Opfer und halten das für Liebe. Doch wenn der alte Borkman endlich tot ist, wenn das große Kind als endgültig verloren verbucht werden muss, erweist sich die Schlacht auf einmal als bitterböse, ungeheuerliche, gruselig komische Show zweier Mutter-Monster, die sich auch noch um den Applaus, den sie für ihre zelebrierten Entwürdigungen erhalten, streiten wie zwei unreife Gören.
Regie Karin Henkel
Bühne Katrin Nottrodt
Kostüme Nina von Mechow
Musik Arvild J. Baud
Licht Annette ter Meulen
Dramaturgie Sybille Meier
John Gabriel Borkman Josef Ostendorf
Gunhild Borkman Julia Wieninger
Erhart Borkman Jan-Peter Kampwirth
Ella Rentheim Lina Beckmann
Fanny Wilton Kate Strong
Vilhelm Foldal Matthias Bundschuh
Frida Foldal Gala Winter