Symposium

Behinderte auf der Bühne – Künstler oder Exponate?

Symposium anlässlich von „Disabled Theater” von Jérôme Bel und Theater Hora

Aus festen Rollen und Konzepten ausbrechen, unberechenbar sein, eben nicht nur „funktionieren“, wie es die Leistungsgesellschaft vorschreibt – das will Kunst generell. Es liegt in der Natur des Theaters, Menschen anzuziehen, die besonders sind, anders sind. Das zeitgenössische Theater bietet nun nicht nur dem eigenwilligen Künstler, sondern allen Menschen eine große Bühne; es setzt auf Authentizität, auf Lebensrealität statt Kunstillusion. Und doch: Wenn Schauspieler mit Down Syndrom oder Lernbehinderung auf der Bühne stehen, unberechenbar, einzigartig, nicht leistungskonform, dann löst das die heftigsten Diskussionen aus – und zwar bei Juroren, Theatermachern und nichtprofessionellen Zuschauer gleichermaßen. In Jérôme Bels „Disabled Theater“ führen geistig behinderte Schauspieler vom Schweizer Theater Hora enthusiastisch Solotänze auf und stören dabei die eingeübte Kunstwahrnehmung: Geht es noch um ein ästhetisches Produkt? Klatschen wir nur, weil Behinderte tanzen? Greifen unsere Bewertungssysteme hier? Darf man Kunst von Behinderten „nicht gelungen“ finden? Wissen die Schauspieler,welchem Raum sie sich aussetzen? Nach Impulsvorträgen und dem Film „Born Freak“ von Paul Sapin mit dem Performancekünstler Mat Fraser diskutieren unterschiedliche Künstler mit und ohne sichtbare Behinderung gemeinsam auf dem Podium.

Mit Marcel Bugiel (Dramaturgie „Disabled Theater“), Prof. Dr. Theresia Degener (Evangelische Fachhochschule RWL, Bochum), Anke Dürr (TTJury), Prof. Dr. Thomas Macho (Humboldt-Universität zu Berlin), Thomas Oberender (Moderation), Dr. Peter Radtke (Autor, Regisseur, Schauspieler), Bernhard Schütz (Schauspieler), Prof. Dr. Sandra Umathum (Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin), Dr. Benjamin Wihstutz (Freie Universität Berlin), Angela Winkler (Schauspielerin & Mutter einer Schauspielerin mit Down-Syndrom am RambaZamba Theater)