Theatertreffen

Willkommen beim Theatertreffen

Nora Hertlein-Hull

Die Jury hat sich für das Theatertreffen 2024 besonders ins Zeug gelegt: Sagenhafte 690 Inszenierungen wurden gesichtet, bis sich Ende Januar in einer achtstündigen Beratung die zehn bemerkenswerten Inszenierungen herauskristallisiert hatten. Für meine erste Ausgabe als Leiterin des Theatertreffens könnte ich mir kaum eine schönere 10er-Auswahl wünschen. Sie bildet ab, wie vielfältig sich die deutschsprachige Theaterlandschaft aufstellt – von Hamburg bis Zürich, von Bochum bis Jena, von literarischen Klassikern bis zu genresprengenden Formaten; als starke ästhetische Setzung, geschliffenes Sprachkunstwerk, großartiges Spiel einzelner Künstler*innen oder mitreißende Ensemblearbeit.

Die Themen der Auswahl inspirieren zu weiterer Auseinandersetzung mit den drängenden Themen der Zeit. In neu aufgestellten Publikumsgesprächen mit Impulsen von Expert*innen aus verschiedensten Bereichen sowie in mehreren Diskussionen und Vorträgen beschäftigen wir uns unter anderem mit (Geschlechter-)Gerechtigkeit, dem Umgang mit neurechten Tendenzen und dem Verhältnis des Menschen zu sich selbst.

Wie in einem großen Ensemble ist auch das Theatertreffen gelebte Kollaboration. Intern wird das Theatertreffen von einem engagierten und loyalen Team und einer nimmermüden Jury zusammengehalten. Die stabilen Partnerschaften mit unseren Förderinstitutionen machen diesen „Zauber“ überhaupt erst möglich. Allen voran die Kulturstiftung des Bundes, deren Prädikat „Kultureller Leuchtturm“ wir stolz noch weitere fünf Jahre tragen werden, das Goethe-Institut sowie unser langjähriger Medienpartner 3sat. Vielen Dank an alle, die für das Theatertreffen mit seiner Strahlkraft einstehen und für dessen Durchführung sorgen!

Sie, liebes Publikum, lade ich herzlich ein, mit uns die Reichhaltigkeit des zeitgenössischen Bühnengeschehens zu erleben, kritisch zu reflektieren und zu feiern. Viel Freude beim Theatertreffen 2024!

Nora Hertlein-Hull
Leitung Theatertreffen

Konzept/Design: 3pc

© Berliner Festspiele

Jury-Essay

Im Jetztzeit-Modus. Welthaftigkeit und Gegenwart beim Theatertreffen 2024

Von einem bewegenden Musical-Requiem und Gegenwartstheater teils im märchenhaften Gewand bis hin zu einprägsamen Interpretationen klassischer Werke – die für das diesjährige Theatertreffen ausgewählten Werke spiegeln die Vielfalt und Kraft des Theaters in der krisengeschüttelten Gegenwart wider. In seinem Essay beleuchtet Jurymitglied Janis El-Bira unter anderem, wie der aktuelle Theaterjahrgang mit Welthaltigkeit jongliert und Grenzen der Aufklärung herausfordert. In unterschiedlichen Welten voller Skepsis, Trauer und überraschendem Humor findet das Theater dabei zu seiner wahren Bestimmung. 

Grußwort

Claudia Roth, Staatsministerin für Kultur und Medien

Die Gegenwart macht uns angesichts der geo- und gesellschaftspolitischen Konstellationen immer wieder rat- und sprachlos. In Zeiten von Kriegen, Krisen und einer zunehmend polarisierten Gesellschaft brauchen wir, mehr denn je, Orte der Verständigung, des Austauschs und der kritischen Fragen. Das Theatertreffen bietet diese Orte. Es ist eine einzigartige Gelegenheit, die Bandbreite und Virtuosität künstlerischer Positionen auf den deutschsprachigen Bühnen von Nord nach Süd und von Ost nach West zu bestaunen. 

Grußwort

Katarzyna Wielga-Skolimowska und Kirsten Haß, Kulturstiftung des Bundes

„Warum machen wir das? Die Antwort haben wir rausgestrichen“, sagt Fabian Hinrichs in „Kill your Darlings! Streets of Berladelphia“, mit dem Ren„Warum machen wir das? Die Antwort haben wir rausgestrichen“, sagt Fabian Hinrichs in „Kill your Darlings! Streets of Berladelphia“, mit dem René Pollesch 2012 zum zweiten Mal zum Berliner Theatertreffen eingeladen war. Die Worte wurden zum Bonmot. Bezog sich der Ausruf im Stückkontext zunächst auf die selbstbezügliche Produktionslogik des Kapitalismus, so war von Pollesch und Hinrichs auch immer schon die absurde Schönheit und der potenziell grausame Selbstbetrug der Theatersituation gemeint. Das Berliner Theatertreffen feiert und reflektiert diese Schönheit in all ihrer Ambivalenz.é Pollesch 2012 zum zweiten Mal zum Berliner Theatertreffen eingeladen war.

Auf einen Blick

Das Theatertreffen

Jedes Jahr wählt eine Kritiker*innenjury aus bis zu 600 Produktionen aus dem deutschsprachigen Raum 10 bemerkenswerte Inszenierungen aus, die im Mai in Berlin gezeigt werden. Im weiteren Programm der Festivalausgabe 2024 werden sowohl ästhetische als auch gesellschaftliche und kulturpolitische Fragen mit und vor Publikum diskutiert.

Mehr Berliner Festspiele

Gropius Bau |

Ausstellung

Nancy Holt: Circles of Light

22. März bis 21. Juli 2024

Über fünf Jahrzehnte hinweg beschäftigte sich Nancy Holt damit, wie wir unsere Umwelt wahrnehmen und unseren Platz auf der Oberfläche dieses Planeten zu verstehen versuchen. Mit „Circles of Light“ zeigt der Gropius Bau ab März 2024 die bislang umfassendste Überblicksausstellung der Künstlerin in Deutschland. Die Ausstellung umfasst unter anderem Film, Video, Fotografie, Soundarbeiten, konkrete Poesie, Skulpturen und raumgreifende Installationen sowie Zeichnungen und Dokumentationen aus über 25 Jahren.

Gropius Bau |

Ausstellung

Pallavi Paul: How Love Moves

22. März bis 21. Juli 2024

Mit „How Love Moves“ präsentiert der Gropius Bau die erste umfassende Einzelausstellung von Pallavi Paul. Als Künstlerin und Filmwissenschaftlerin nutzt Paul die Kamera, um zu hinterfragen, wie Regime von „Wahrheit“ im öffentlichen Leben produziert und aufrechterhalten werden. In ihrer multimedialen Praxis, die Film, Installation, Performance, Zeichnung, Fotografie und Text umfasst, verhandelt sie das Dokumentarische nicht nur als Film oder Bild, sondern als eine Ökologie von Materialien, Netzwerken, globalen Allianzen und Systemen.